Das Papier bleibt leer, seine Gedanken überschlagen sich. Im Deutschunterricht soll Siggi Jepsen einen Aufsatz zu den „Freuden der Pflicht“ schreiben. So viel hat er darüber zu sagen, dass er nicht weiß, wo er anfangen soll. Eingesperrt in einem Einzelzimmer in einer Anstalt für schwer erziehbare Jugendliche, beginnt er schließlich doch zu schreiben. Über seine Kindheit und seine Familie.
Siggis Vater hegt keine große Leidenschaft für den alles beherrschenden Nationalsozialismus. Seine Pflicht beim nördlichsten Polizeiposten Deutschlands ordnungsgemäß zu erfüllen, ist ihm dagegen wichtig. Als dem Expressionisten Max Ludwig Nansen ein Malverbot auferlegt wird, kontrolliert er die Einhaltung pedantisch. Ungeachtet ihrer Jugendfreundschaft und obwohl Nansen ihm das Leben rettete. Als er Siggi beauftragt, den Maler zu bespitzeln, wird der vor die Frage gestellt, wem er folgen soll: dem eigenen Gerechtigkeitsempfinden oder dem Gesetz. Den Vater erlöst selbst das Kriegsende nicht von seiner Pflichtbesessenheit. Siggi fürchtet, dass er Nansens Bilder zerstören will, und tut alles, um sie zu retten.
Der hundertste Geburtstag von Siegfried Lenz fällt in eine Zeit, in der wir seine „Deutschstunde“ noch immer brauchen, um uns daran zu erinnern, welche Gefahr von gedankenlosem Gehorsam ausgeht.