Die Französische Revolution ist in vollem Gange. Die junge Adelige Blanche leidet unter ständigen Ängsten, die von den Unruhen auf den Straßen bis ins Unerträgliche aufgepeitscht werden. Sie beschließt, im Kloster der Karmeliterinnen von Compiègne als Ordensschwester vor der Welt zu fliehen. Aber auch vor den Klostermauern macht die Revolution nicht halt. Als sich die Nonnen weigern, ihr Gelübde zu brechen und den Orden zu verlassen, wie es die Revolutionsgarde verlangt, werden sie zum Tod unter der Guillotine verurteilt. Blanche flieht: vor dem Tod, vor der Angst – von Beginn an aber eigentlich vor dem Leben. Im letzten Moment kehrt sie zurück, um mit ihren Schwestern im Glauben den Opfertod zu teilen. Singend besteigen sie das Schafott.
Mit diesem Schluss gelang Francis Poulenc eine der ergreifendsten Szenen der gesamten Musiktheaterliteratur. In seiner einzigen abendfüllenden Oper setzt sich der Komponist mit der wahren Geschichte der „Märtyrerinnen von Compiègne“ auseinander. Die Oper lotet wie kaum eine andere in teils schwelgerischer Melodik die Verwerfungen einer zutiefst verunsicherten und verletzten Seele aus. Sie wurde 1957 an der Mailänder Scala uraufgeführt und ist nun erstmals am Schleswig-Holsteinischen Landestheater zu sehen.