2. KAMMERKONZERT
Konzert

2. KAMMERKONZERT

Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Sonate Nr. 7 c-Moll für Klavier und Violine op. 30 Nr. 2

Sigfrid Karg-Elert (1877–1933)
Sonate B-Dur für Flöte und Klavier op. 121

Mario Castelnuovo-Tedesco (1895–1968)
Sonatina für Flöte und Gitarre op. 205

Festliche Musik für Hornquartett

Sigfrid Karg-Elert komponierte seine Sonate für Flöte und Klavier op. 121 im Jahr 1918, in einer Zeit, in der er intensiv mit neuen harmonischen Möglichkeiten experimentierte und zugleich der spätromantischen Tradition verbunden blieb. Die Sonate zeigt, wie selbstverständlich er beide Welten verbindet: den warmen, gesanglichen Ton seiner Musik und eine Harmonik, die immer wieder in impressionistische Farbtöne übergeht. Die Flöte erhält eine Stimme von großer Beweglichkeit und Ausdruckskraft, während das Klavier nicht nur begleitet, sondern das musikalische Gespräch auf Augenhöhe führt. So entstand ein Werk, das sich rasch einen festen Platz im Flötenrepertoire des frühen 20. Jahrhunderts eroberte.
Die Sonate bewegt sich zwischen weit ausschwingender Lyrik und feinen farblichen Schattierungen. Chromatische Linien und atmosphärisch dichte Übergänge prägen ihren Verlauf, ohne den klaren Fluss der Musik zu überladen. Das Zusammenspiel der beiden Instrumente bleibt stets transparent und kammermusikalisch geprägt. Obwohl die formale Anlage an klassische Modelle anknüpft, lässt Karg-Elert seinen Gedanken viel Freiheit: Rhapsodische Passagen und flexible Entwicklungen verleihen dem Werk eine unmittelbare, lebendige Wirkung und machen es zu einem eindrucksvollen Zeugnis seiner reifen Tonsprache.

Seine Sonatina für Flöte und Gitarre op. 205 komponierte Mario Castelnuovo-Tedesco 1965, in seiner späten Schaffensphase in den USA. Der italienisch-jüdische Komponist, der 1939 aufgrund der antisemitischen Gesetze nach Amerika emigrierte, hatte sich dort als Lehrer, Filmkomponist und Schöpfer klassischer Kammermusik etabliert. Die Begegnung mit dem Gitarristen Andrés Segovia hatte ihn schon früh inspiriert, für Gitarre zu schreiben, und seine Erfahrungen aus Jahrzehnten der Gitarrenkomposition spiegeln sich deutlich in diesem Werk wider. Das Werk zeigt Castelnuovo-Tedescos Vorliebe für klare melodische Linien, transparente Satztechnik und kammermusikalische Balance. Flöte und Gitarre treten in einen direkten Dialog, in dem rhythmisch bewegte Passagen und ruhigere, kantable Momente aufeinander folgen.

Ludwig van Beethovens Sonate für Klavier und Violine op. 30 Nr. 2 entstand um 1802, in einer Phase tiefgreifender persönlicher und künstlerischer Umbrüche. Beruflich und künstlerisch war es eine überaus erfolgreiche Zeit, seinem Freund Wegeler in Bonn berichtete er 1801: „Meine Komposizionen tragen mir viel ein, und ich kann sagen, daß ich mehr Bestellungen habe, als es fast möglich ist, daß ich machen kann. Auch habe ich auf jede Sache 6, 7 Verleger und noch mehr, wenn ich mir's angelegen sein lassen will, man accordirt nicht mehr mit mir, ich fodere und man zahlt, du siehst, daß es eine hübsche Lage ist.“ Dem beruflichen Erfolg stand jedoch die größte, verhängnisvolle Katastrohe seines Lebens gegenüber – Beethoven verlor sein Gehör: „mein Gehör ist seit 3 Jahren immer schwächer geworden, (...) meine ohren, die sausen und Brausen tag und Nacht fort; ich kann sagen, ich bringe mein Leben elend zu, seit 2 Jahren fast meide ich alle gesellschaften, weils mir nun nicht möglich ist, den Leuten zu sagen, ich bin Taub, hätte ich irgend ein anderes Fach, so giengs noch eher, aber in meinem Fach ist das ein schrecklicher Zustand …“
In dem Jahr, in dem Beethoven die Diagnose seiner beginnenden Schwerhörigkeit erhielt, brach seine psychische Verfassung vollends zusammen und er verfasste er neben den drei Sonaten op. 30 auch sein berühmtes „Heiligenstädter Testament“ für seine beiden Brüder, das Einblick in seine Kämpfe mit Krankheit, Einsamkeit und Selbstzweifeln gibt. Diese Erfahrung von Bedrohung und innerer Isolation spiegelt sich in der Musik seiner Werke dieser Zeit wider. Dennoch zeigt die Sonate trotz dieser persönlichen Belastungen eine bemerkenswerte Klarheit in Aufbau und Ausdruck, verbunden mit einer neuen, oft flexiblen Formensprache, die zwischen traditioneller Klassik und Beethovens zunehmend individueller Tonsprache vermittelt. Beethoven widmete sein op. 30 dem jungen Zaren Alexander I., der zunächst als junger, reformerischer und fortschrittlich denkender Monarch galt, was in der Forschung immer wieder als öffentliche politische Stellungnahme Beethovens gedeutet wird. So konnte er seine Werke in einem europäischen Kontext positionieren, zeigte seine Sympathie für liberale Ideale und verband künstlerisches Schaffen mit einem diplomatischen Signal an die Mächtigen seiner Zeit. Zudem schrieb Beethoven 1802 selbst von einem „neuen Stil“, den er nun erreicht habe. Sehr deutlich ist dieser neue, heroische Stil insbesondere in den leidenschaftlichen Moll-Außensätzen der Sonate zu hören.

Die zweite Hälfte des Konzerts präsentiert festliche Musik für Hornquartett, in deren Zentrum Eugène Bozzas Suite für vier Hörner steht. Bozza, geboren in Frankreich, zählt zu den bedeutendsten Komponisten und Pädagogen des 20. Jahrhunderts für Bläsermusik. Er studierte am Pariser Konservatorium bei renommierten Lehrern wie Paul Dukas und gewann 1929 den Prix de Rome. Bozza war nicht nur Komponist, sondern auch Dirigent und Lehrer, u. a. am Pariser Konservatorium, und beeinflusste Generationen von Bläsermusikern. Komponiert 1952, zeigt das Werk die Vielfalt des Hornklangs von lyrischer Gesanglichkeit und klanglicher Raffinesse bis hin zu festlich‑feierlicher Pracht.

Susanne von Tobien

Besetzung

Mit

Horn: Jacob Christopher Dean
Violine: Aslı Doğan
Klavier: Peter Geilich
Klavier: Petr Karlíček
Flöte: Anja Kreuzer
Horn: Thibauld Le Pogam
Horn: David Ritsch
Gitarre: Alex Vergara
Horn: Hanna Warrink

Termine

Freitag
Fr, 12.12.25

19.30 Uhr

Aula der Domschule, Schleswig