Jean-Féry Rebel (1666–1747)
„Les éléments“ Symphonie nouvelle
Gabriel Fauré (1845–1924)
„Pelléas et Mélisande“ Suite op. 80
Erkki-Sven Tüür (*1959)
„Insula deserta“ für Streichorchester (1989)
Joseph Haydn (1732–1809)
Sinfonie Nr. 86 D-Dur Hob. I:86
Zu den Konzerten in Flensburg und Rendsburg bieten wir eine Werkeinführung vor dem Konzert an.
Flensburg: 15.15 Uhr – Rendsburg: 19.00 Uhr
Jean-Féry Rebel komponierte mit „Les éléments“ eines der bemerkenswertesten Stücke des 18. Jahrhunderts: Mit einem ohrenbetäubenden Toncluster, der noch im 20. Jahrhundert als avantgardistisch gegolten hätte, bricht 1737 das „Cahos“ über das barocke Paris herein. In seiner letzten Komposition wagt der 72-jährige Komponist Unerhörtes und sein „Cahos“ ist als erster formal freier Orchestersatz der Musikgeschichte auch heute noch atemberaubend. Im 18. Jahrhundert ging man davon aus, dass die Welt nicht aus dem Nichts geschaffen wurde, sondern der Schöpfungsprozess eine Harmonisierung der miteinander konkurrierenden vier Elemente sei, das Chaos wurde in eine natürliche Ordnung überführt. Rebel vertonte Luft – Erde – Wasser – Feuer so charakteristisch, dass sie leicht zu identifizieren sind, und auch in der darauffolgenden Suite lassen sich die Tänze den einzelnen Elementen zuordnen.
Gabriel Faurés „Pelléas et Mélisande“ basiert auf dem gleichnamigen 1893 in Paris uraufgeführten tragischen Drama von Maurice Maeterlinck, das als eines der Hauptwerke des Symbolismus gilt, und in dem die Halbbrüder Pelléas und Golaud auf einem düsteren Schloss um die Gunst der rätselhaften, schönen Mélisande buhlen und schließlich zu tödlichen Rivalen werden. Fauré schuf mit der Orchestersuite ein sinfonisches Meisterwerk, das die schillernd-mystische Abgründigkeit des Dramas ebenso intensiv wie ergreifend deutet.
Erkki-Sven Tüür gehört zu den bedeutendsten und interessantesten Komponisten Estlands und tritt mit ganz eigenen Tönen, einem subtilen Spiel von Klangfarben in den Grenzbereichen der Tonalität zwischen Tradition und Erneuerung hervor. Seine Musik lebt von Gegensätzen. Zarte, sphärische Klangflächen werden von plötzlich ausbrechenden dynamischen Ballungen und Clustern unterbrochen Mit „Insula deserta“ feierte Tüür 1989 seinen ersten durchschlagenden Erfolg. Den Titel entnahm er einem Gedicht seines Landsmanns Tõnu Õnnepalu, das eine Liebeserklärung an die Natur der Insel Hiiumaa ist, einem Ort, an dem man, so Tüür, Tage verbringen kann, ohne einen anderen Menschen zu treffen.
Joseph Haydns prachtvoll pompöse Sinfonie Nr. 86 zählt zu den für die Pariser Freimaurerloge „Societé Olympique“ entstandenen Werken. Anders als Haydns Esterházysches Hoforchester, das über etwa 24 Musiker verfügte, war das Pariser Orchester mit mehr als 40 Violinen, 10 Kontrabässen und vierfachen Holzbläsern deutlich opulenter aufgestellt. Zudem betrat Haydn mit seinen Pariser Sinfonien erstmals internationalen Boden und wollte sich 1786 natürlich mit einem großen Wurf behaupten. Die D-Dur Sinfonie zeichnet sich besonders durch ihre kunstvolle motivische Arbeit, gewagte Harmonik und ihren spielerischen Witz aus. Eine Besonderheit ist der formal sehr frei gestaltete zweite Satz, der als „Capriccio“ überschrieben ist und in seiner introvertierten Stimmung einen deutlichen Kontrast zum Überschwang der anderen drei Sätze schafft. Haydn hat mit dieser Sinfonie sowohl dem anspruchsvollen Geschmack des Pariser Publikums als auch den hervorragenden Fähigkeiten der Musiker Tribut gezollt.