Stadttheater in Rendsburg

Historie

Das Stadttheater in Rendsburg

Um das Jahr 1890 herum verfolgten die Rendsburger Stadtkollegien den Gedanken an den Bau eines Theaters, das nun einmal zu einer aufstrebenden Stadt gehörte. Bisher gastierten reisende Theatertruppen nach dem Abbruch des Paapschen Theaters in der Eisenstraße (173) im Saal der “Tonhalle”. Aus den ausgeschütteten Überschüssen der Spar- und Leihkasse sollte der Bau finanziert werden. Im März 1893 gab die Sparkassen-Administration die Finanzierungszusage. Von dem jährlichen Nettoüberschuss sollten ab 1893 jährlich 25 Prozent an die Stadt überwiesen werden, und zwar bis zur Gesamtsumme von 150 000 Goldmark. Der Magistrat war in den nächsten Jahren damit beschäftigt, das erforderliche Kapital zusammenzutragen. Eine Kommission informierte sich in Ystad (Schweden) über das dort im Bau befindliche Theater. Ein Plan des Architekten wurde sogar aufgekauft. Andere Städte mit Theatern ähnlicher Größenordnung wurden um Informationen gebeten. Dabei gelangten die Rendsburger zu der Einsicht, dass sie nicht nur einen Theaterbau benötigten, sondern auch einen Saal für festliche Bälle, Tagungen und Ausstellungen. Deshalb wurde das Projekt ab 1898 nicht mehr Stadttheater, sondern Stadthalle genannt. Am 22. Juli 1898 beschloss man endgültig, die Stadthalle dort zu bauen, wo das Theater heute steht.

Da die veranschlagten Baukosten überschritten werden mussten, wurde der Bau verschoben, bis er endlich voll finanziert werden konnte. Nach den Entwürfen des Altonaer Architekten Albert Winkler begann der Bau. 43 Brunnenschächte wurden bis auf den festen Untergrund geführt und mit Beton gefüllt. Zwischen ihnen wurden die Grundmauern eingebettet. Die Grundsteinlegung fand im November 1900 statt, das Richtfest am 2. Juni 1901, und am 14. November 1901 wurde das Gebäude eingeweiht. Mit seinem historisierenden Renaissancestil vermischt mit Bauelementen der Gründerzeit war das Gebäude ein schöner Blickfang im Zentrum der Stadt. Später wurde viel Zierrat entfernt, so dass der Bau sein heutiges klares, eher klassizistisches Aussehen erhielt.

Das Ziel, ein leistungsfähiges Städtebundtheater zu gründen, schlug fehl. Schleswig lehnte ab, Verhandlungen mit dem Hamburger Stadttheater waren gescheitert und Neumünster nahm lieber Vereinbarungen mit Lübeck wahr. So wurde der private Theaterunternehmer Leopold Friedrich Weiß für die Winterspielzeit 1901/02 und das folgende Jahr gebunden, bevor er nach Bad Landeck ging. Sein Nachfolger war Theaterdirektor Hans Polte. Er führte LOHENGRIN, TANNHÄUSER, den FLIEGENDEN HOLLÄNDER, DON GIOVANNI und die ZAUBERFLÖTE auf, wobei das Musikkorps des Infanterieregiments “Herzog von Holstein” als Opernorchester fungierte. Selbst zeitgenössische Werke nahm er auf den Spielplan, so gab es u.a. Gerhart Hauptmanns BIBERPELZ (1904)  sowie Maxim Gorkis NACHTASYL (1904) und Sudermanns EHRE (1904).

Schon im Jahr 1900 hatte es auf Grund eines Erlasses des Regierungspräsidenten Bestrebungen zu einem Städtebundtheater Schleswig-Rendsburg-Husum gegeben.  Der Plan zerschlug sich an der Weigerung Schleswigs. Erst nach 40 Jahren wurde aus dem Plan Wirklichkeit. Hermann Wagner und Paul Jaenicke hatten sich zusammengeschlossen und im St. Pauli-Theater, das um diese Zeit noch keine eigenen Vorstellungen gab, zu spielen begonnen. Sie waren nun von Hamburg aus auf der Suche nach neuen Spielmöglichkeiten. Über Neumünster kamen sie nach Rendsburg, wo das Theater beschlagnahmt war und von einem englischen Betreuungsoffizier verwaltet wurde. Unter dem Namen  Städtebundtheater gaben die beiden im Dezember 1945 ihre erste Vorstellung. Nachdem die Engländer sich aus dem Haus zurückgezogen hatten, kam ein Vertrag mit der Stadt Rendsburg zustande. Aus dem Privatunternehmen wurde eine GmbH. Neumünster, der Kreis Rendsburg, die Stadt Rendsburg und Paul Jaenicke steuerten jeweils 20 000 Mark bei. Der Erfolg war außerordentlich – bis der Währungsschnitt dem Ganzen ein Ende setzte. So wurde dieses “Städtebundtheater” 1949 wegen finanzieller Schwierigkeiten aufgelöst. Noch im selben Jahr entstand die “Schleswig-Holsteinische Landesbühne”, wieder unter der Verantwortung Rendsburgs. Neumünster und der Kreis Rendsburg waren weitere Gesellschafter. Die Landesbühne arbeitete 25 Jahre unter den Intendanten Wulf Leisner, Joachim v. Groeling, Hans Walter Deppisch und Hans (?) Thoenies. In jener Zeit wurde der Theatersaal in den 50er Jahren umgebaut. Es wurden steigende Sitze eingebaut, sodass eine Mehrzwecknutzung nicht mehr möglich war.

Dann erreichten die zu zahlenden Subventionen eine Höhe, welche die Stadt nicht mehr tragen konnte. Am 3. Juni 1974 wurde daraufhin der Vertrag geschlossen, der den Grundstein für die heutige “Schleswig-Holsteinische Landestheater und Sinfonieorchester GmbH” legte, verbunden mit einem Sinfonieorchester. Gesellschafter waren insgesamt 20 Städte und Kreise. Standorte waren und sind noch immer Flensburg, Schleswig und Rendsburg. Das Musiktheater einschließlich des Orchesters hat seinen Sitz in Flensburg, das Schauspiel wurde Schleswig und Rendsburg zugeteilt, die Verwaltungszentrale befand sich in Schlewswig. Generalintendant und alleinzeichnungsberechtigter Geschäftsführer wurde Dr. Horst Mesalla.

In den Jahren 1984/1985 wurden der Theatersaal mit Foyer und Garderoben nach den Planungen des Bauamtes der Stadt Rendsburg umgestaltet und von 1998 bis 2000 wurde u.a. die gesamte Technik im Bühnenhaus erneuert. Ende der 1970er Jahre wurde in der ehemaligen Theaterwerkstatt eine Studiobühne eingerichtet – die “Kammerspiele”.

Dem ,,Gründungsintendanten” folgten von 2000 bis 2010 Michael Grosse und von 2010 bis 2020 Peter Grisebach, zu dessen großen Verdiensten das Abwenden einer möglichen Insolvenz der GmbH gehört.

Heute ist das Schleswig-Holsteinische Landestheater und Sinfonieorchester ein modernes Unternehmen mit rund 380 Beschäftigten und über 700 Vorstellungen pro Spielzeit. Betrieben wird es in der Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung, an der Spitze mit der Generalintendantin und alleinigen Geschäftsführerin Dr. Ute Lemm, die die GmbH seit August 2020 leitet. Der Verwaltungssitz ist seit 2016 von Schleswig nach Rendsburg verlegt

Verwendete Literatur: Edward Hoop, ,,Geschichte der Stadt Rendsburg”, Rendsburg 1989 und Band 2, 1989-1999; Heimatkundliches Jahrbuch 1963 für den Kreis Rendsburg, herausgegeben vom Kreisverein für das Museum in Rendsburg.

Stadttheater - nächste Vorstellungen

23.03.2024

28.03.2024

10.04.2024

Bild des Stadttheaters Rendsburg von außen, ein großes weißes Gebäude mit weißen Säulen, großen Fenstern und einem dunklem Dach, davor eine grüne Rasenfläche mit Blumen

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Stadttheater

Hans-Heinrich-Beisenkötter-Platz 1
24768 Rendsburg

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Theaterkasse
Hans-Heinrich-Beisenkötter-Platz 1
24768 Rendsburg
Telefon 04331 23447

Öffnungszeiten

Mo.- Fr. 10.00 - 13.00 und 16.30 - 18.30 Uhr
Sa. 10.00 - 13.00 Uhr
Sonnabends, sonn- und feiertags eine Stunde vor Vorstellungsbeginn