Als der französische Komponist Camille Saint-Saëns seinen „Karneval der Tiere” für ein Hauskonzert schrieb, dachte er nicht, dass die „große zoologische Fantasie“, wie er sein humoristisches Werk im Untertitel nannte, einmal die beliebteste seiner Instrumentalkompositionen werden könnte. Veröffentlichen wollte es Saint-Saëns zu Lebzeiten nicht, fürchtete er doch um seinen Ruf: Es werden in seinem Werk augenzwinkernd mehrere seiner Berufskollegen – wie Jacques Offenbach, Hector Berlioz, Gioachino Rossini und Felix Mendelssohn Bartholdy – zitiert. So verlustieren sich zum Beispiel die Schildkröten mit Seelenruhe und in Zeitlupentempo zu dem eigentlich rasant wirbelnden Cancan aus Jacques Offenbachs Operette ORPHEUS IN DER UNTERWELT. Saint-Saëns wollte deren Bewunderer nicht verärgern, und so erschien der KARNEVAL DER TIERE erst nach seinem Tode und wurde postum das erste Mal zur Karnevalszeit 1922 in Paris aufgeführt.
Das hat den Siegeszug des Werks zwar verzögert, aber nicht aufhalten können! In höchst ungewöhnlich instrumentierten Sätzen machte Saint-Saëns die typischen Eigenschaften von ganz großen, aber auch klitzekleinen Tieren hörbar – diese Charakterisierungskunst bewies er auch bei solchen Tieren, die er nicht vor der heimischen Haustür beobachtet haben konnte. Möglicherweise hatte er bei seinen Fernreisen ihre Bekanntschaft gemacht.
Emil Wedervang Brulands launige Tierparade besteht unter anderem aus einem königlich marschierenden Löwen, einem wild gackernden Hahn, einem kapriziösen Esel und tollpatschigen Elefanten. Als Mitglieder einer Karnevalsgruppe gibt diese bunt gemischte Menagerie unter der strengen Leitung eines Käfers Tag für Tag Vorstellungen. Um das Chef-Krabbeltier und seine Familie spinnt sich wiederum der zweite, nicht minder heitere Teil des Abends zur Musik von Dmitri Schostakowitsch. Bühne frei für tierisch gutes, alle Altersgruppen ansprechendes Tanztheater!