WER
Hal, Geschäftsführer von Deerland Energie; Joe, sein skrupelloser PR-Berater und dessen Mitarbeiter Malik; Elizabeth, Fracking-Aktivistin; ihr Mann Jack; Emma und Sam, militante Fracking-Gegner; bestechliche Politiker und Wissenschaftler
WO
In der Provinz, da, wo es viel Platz für Bohrlöcher gibt
WANN
In Zeiten des steigenden Energiebedarfs
URAUFFÜHRUNG
2016 in Chichester
Auf der Gemeindeversammlung sollen die Bewohner einer Kleinstadt vom Segen der Gasförderung durch Fracking überzeugt werden. Doch der Abend läuft komplett aus dem Ruder, als eine Bürgerin das Wort ergreift: Elizabeth, eine Uni-Dozentin im Ruhestand, beschwert sich lautstark, weil die Lokalpolitik einen korrupten Wissenschaftler als Kronzeugen für die fragwürdige Fracking-Technik auftreten lässt. Als sie am Ende unter Protest aus dem Saal entfernt und dabei gefilmt wird, avanciert sie bereits am nächsten Tag zum gefeierten Internet-Star: #fracknichtmitdeineroma Es kommt es zum harten und sehr pointierten Kampf zwischen Elizabeth und dem smarten PR-Mann Joe, dem jedes Mittel Recht ist, um den eigenen Profit zu erhöhen.
Mit diesem Stück ist Alistair Beaton, einem der führenden britischen Polit-Satiriker, eine in seiner Weitsicht (das Stück ist von 2016!) brillante, komische und messerscharfe Satire über Klimaaktivismus, Lobbyismus und Korruption gelungen, die aktueller kaum sein könnte. Seit Russland dem Westen den Gashahn abgedreht hat, sind Politik und Wirtschaft fieberhaft auf der Suche nach neuen ebenso wie längst überholt geglaubten Energiequellen. Plötzlich gewinnt auch die schwer umstrittene Frackingtechnologie wieder an Attraktivität. Könnte die Förderung von Frackinggas den dringend benötigten Ausweg aus der Energiekrise bedeuten?
Klimaaktivist*innen allerorten sind alarmiert. Der längst beschlossene Ausstieg aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern rückt in immer weitere Ferne, und kurzfristig drohende Versorgungsengpässe stechen langfristige Sicherheitsbedenken aus. Auch die politische Landschaft formiert sich angesichts der aktuellen Krisensituation neu. Wenn selbst Grünenpolitiker*innen sich plötzlich von Energiekonzernen umgarnen lassen und Braunkohleabbau und Atomkraft befürworten, wo finden die, die sich ernsthaft um unser Klima sorgen, dann noch eine politische Heimat? Vor diesem Hintergrund nimmt ihr Protest immer verzweifeltere Formen an. Wo in Beatons Stück noch ganz klassisch mit Sitzblockaden und Sprechchören agiert wird, kleben Aktivist*innen sich heute an Autobahnen fest oder schütten Suppe auf berühmte Gemälde, um Aufmerksamkeit für ihre Anliegen zu generieren. Sie ernten hierfür gleichermaßen Applaus wie Gegenwind. Noch ist offen, welchen Preis wir in Zukunft bereit sein werden, für eine gesicherte Energieversorgung zu zahlen.