Anita Kramer, wohlbehütete Studienratswitwe, muss erkennen, dass das Leben draußen nicht für alle einfach ist.
Seit einem Jahr schon lebt sie allein in ihrem Haus, seit ihr Mann Lutz starb, und ihre Tochter Carmen sich nicht mehr meldet. Doch eines Tages steht Hudi vor der Tür. Er kommt vorbei, um das verlorene Portemonnaie wiederzubringen. Hudi, der eigentlich Rudi heißt – „aber Rudis gibt es so viele“ – ist arbeitsloser Konditor. Er kann Lebkuchen backen, zuhören und verstehen, was in Anita vorgeht. Für sie dagegen ist Hudis Welt fremd: Den Kampf im Jobcenter um eine Chance, um Papiere und Unterstützung kannte sie bislang nicht. Als sich plötzlich ihre Tochter Carmen wieder meldet, die die Leitung des Jobcenters übernimmt, und Hudi ebendort ein Messer zückt und angeschossen wird, muss Anita Stellung beziehen. Sie erkennt, dass nicht nur Hudi Geheimnisse hat, sondern auch Carmen und die Putzfrau Elena, die seit langem in der Familie arbeitet. Doch nun nimmt Anita ihr Leben in die Hand und wagt einen Neuanfang.
Christoph Nußbaumeders Stück spielt in einem Hier und Heute, in dem die neue Armut eine des Herzens ist. Überall Neid und Missgunst. Kinder schielen aufs Erbe. Arbeitslose schieben Frust und laufen Amok. Durch genaue Beobachtungsgabe und die Sympathie für eine Heldin, die ihr Leben neu erfinden muss, schafft Nußbaumeder eine neue Art des kritischen Volkstheaters.