„O diese Abende, die sich durch nichts unterscheiden von den Abenden zuvor (und den Abenden später).“
Eine Frau ist unterwegs, fährt S-Bahn. Plötzlich setzen Wehen ein. Im Krankenhaus kommt ein Sohn zur Welt. Während auf dem Bahnsteig ein Mann stirbt. Eine andere wird vom Wecker aus dem Schlaf gerissen, kümmert sich um das Kind, das in die Schule muss, um sich dann wieder hinzulegen. Denn gestern war Premiere und heute ist zweite Vorstellung, aber der Alltag geht weiter. Eine dritte – Anna – bemüht sich eine Nacht lang, den Anrufbeantworter zu besprechen. Sie sei eigentlich nicht zu Hause. Dabei begreift sie, dass sie in ihrer Neubauwohnung „17 Stockwerke hoch unter den Wolken“ tatsächlich nicht zu Hause ist. Und Autos suchen in Städten nach Parkplätzen.
Lothar Trolles Theatertexte sind Träume: Albträume, Verwünschungsträume, Erinnerungs- oder Wiederbelebungsträume. Träume, die ihrer eigenen Logik gehorchen, aber ganz von dieser Welt sind. Das Komische und das Melancholische, die Katastrophe und das Befreiende werden in seinen Stücken eins. Lothar Trolle wurde 1944 im Harz geboren. Er hat Handelskaufmann gelernt und als Transportarbeiter gewirkt, ein Philosophiestudium bei Wolfgang Heise an der Humboldt-Universität begonnen und abgebrochen. Seit 1970 ist er freier Schriftsteller.